Dem Investor zu Diensten: Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf sichert in Lichterfelde Süd Gewinninteressen des Investors gegen soziale und ökologische Notwendigkeiten

Seit dieser Woche kann der B-Plan-Entwurf für das Neubaugebiet in Lichterfelde Süd eingesehen werden. Bis zum 16. September haben Anwohnende nun die Möglichkeit, ihre Einwände gegen das Bauprojekt oder Teile davon abzugeben – dann besteht auch die Möglichkeit der Klage.

In den nächsten Jahren sollen in Lichterfelde Süd mehr als 2500 Wohneinheiten entstehen. Trotz Wohnungsmangel hat die Linksfraktion Steglitz-Zehlendorf hingegen gestern wie heute grundsätzliche Kritik am Bauvorhaben.

Pia Imhof-Speckmann, Co-Vorsitzende der Linksfraktion und sozialpolitische Sprecherin:
„Auch in Steglitz-Zehlendorf gibt es einen erheblichen Mangel an Mietwohnungen, die man sich leisten kann. Gebaut werden sollen nun aber 420 Einfamilien- und Reihenhäuser und 1540 hochpreisige Miet- und Eigentumswohnungen. Die geplanten 539 Sozialwohnungen sind erstens nicht ausreichend und zweitens örtlich so geplant, dass man denken könnte, sie sollen lediglich als Schallschutzriegel für die attraktiveren Wohnlagen dienen. Vor allem die SPD wird ihrer sozialen Agenda nicht gerecht, da sie an dieser ungerechten Verteilung nichts mehr geändert hat. Obwohl nun Teil der Zählgemeinschaft und maßgeblich für den Ergänzungsvertrag zum städtebaulichen Vertrag, der erst vor wenigen Wochen unterschrieben wurde, verantwortlich, findet sich dort nichts von den Ideen, die die SPD noch vor einem Jahr und in der Opposition hatte! Und auch die neue  Infrastruktur, die der Investor bauen muss, wird seinen Profitinteressen unterworfen: So wird beispielsweise die neue Grundschule nach seinen Wünschen direkt auf einem Grundstück an den Bahngleisen entstehen – dort ist es laut und deshalb schwerer zu vermarkten. Es ist zynisch, aber hier geht Profitgier vor Gesundheit von Kindern!“

Dennis Egginger-Gonzalez, Co-Vorsitzender und umweltpolitischer Sprecher: „Dieses viel zu große Bauvorhaben schädigt erheblich die Tier- und Pflanzenwelt und beeinträchtigt die Lebensqualität der Menschen, die bereits heute in Lichterfelde Süd leben. Obwohl die Lichterfelder Weidelandschaft überaus schützenswerte Flora und Fauna bietet, setzen sich neben der CDU zuvorderst auch Die Grünen seit Jahren für den Kahlschlag in Lichterfelde Süd ein. So wird dem Investor die Versiegelung von 39 ha statt der gutachterlich empfohlenen 16 ha erlaubt. Und das alles für Wohnungen, die sich Menschen mit geringen bzw. normalen Einkommen ganz überwiegend nicht leisten werden können! Kritikwürdig ist auch, dass im neuen Stadtquartier das Auto im Mittelpunkt des Verkehrskonzeptes steht. Das heute schon täglich erlebbare Verkehrschaos auf der Osdorfer Straße und den angrenzenden Verkehrswegen wird im Kollaps enden. Auch werden durch die Bebauung wichtige Kaltluftschneisen abgeschnitten. Das alles ist bekannt, wird aber von CDU, Grünen, SPD und FDP in Steglitz-Zehlendorf ignoriert. Man fragt sich, wie viele Hitzesommer es braucht, damit sich endlich die Erkenntnis durchsetzt, dass alles dafür getan werden muss, Natur und Bauen in guten Einklang zu bringen!“

Mathias Gruner, Sprecher für den ÖPNV: „ Der B-Plan liegt nun aus, aber so richtig geplant ist nichts. In ca. 2.500 Wohnungen und Häusern werden etwa 6.000 Menschen leben - diese wollen und müssen sich bewegen. Die einzige S-Bahnstrecke nach Lichterfelde Süd ist weitgehend eingleisig. Mehr als ein 10-Minuten-Takt ist daher nicht möglich und dieser ist heute schon sehr verspätungsanfällig. Die Züge sind zudem bereits jetzt schon gut ausgelastet. Die Lösung der Planer*innen ist eine (!) neue Buslinie im 20-Minuten-Takt. Der Bus 186 fährt jetzt schon zur Schulzeit alle 5 Minuten als Doppeldecker. Hinzu kommt, dass er nach den Planungen nicht mehr wie bisher über die Reaumurstraße, sondern in einer Spitzkehre von der Osdorfer Straße in den Landweg abbiegen soll. Eine Stellungnahme der BVG zu diesem Vorhaben ist nicht bekannt. Es ist absehbar, dass die meisten der neuen Bewohner*innen ein Auto mitbringen und die jetzt schon angespannte Lage auf den Straßen dadurch noch weiter verschärfen werden. Die fehlende Planung für den ÖPNV ist am Ende nicht wirklich unerwartet  - der Mobilitätspartner des Investors ist schließlich Toyota und das Bezirksamt ist dem Investor zu Diensten."

Die Linksfraktion rät allen Anwohnenden, sich mit dem B-Plan zu beschäftigen und ihre Kritik anzubringen!