Die Mehrheit der BVV hat in Geschichte gepennt: Kurt von Schleicher darf sein Ehrengrab behalten

CDU, AfD, FDP und ein Grüner sorgen dafür, dass das Bezirksamt nicht am Ehrengrab von Kurt von Schleicher auf dem Parkfriedhof Lichterfelde rüttelt.

Auf dem Parkfriedhof Lichterfelde liegt Kurt von Schleicher seit 1934 in einem Familiengrab begraben. Die Ruhestätte des letzten Reichskanzlers der Weimarer Republik ist seit über 40 Jahren ein Ehrengrab des Landes Berlins. Die damalige Anregung erfolgte vermutlich aus Schleichers Freundes- und Familienkreis.

Die Linke in der BVV hatte beantragt, dass der Bezirk sich gegenüber der Senatskanzlei für eine Beendigung des Ehrengrabes einsetzen möge und dies wie folgt begründet:

„In Steglitz-Zehlendorf gibt es im Jahr 2023 leider noch immer Straßennamen und Orte, die nationalsozialistische Verbrecher*innen und ihre Wegbereiter*innen ehren. Neben etwa dem Hindenburgdamm und der Spanischen Allee gehört zu diesen Straßen und Orten auch das „Ehrengrab“ von Kurt von Schleicher auf dem Parkfriedhof Lichterfelde. Kurt von Schleicher hat zum Ende der Weimarer Republik diverse faschistische Personen und Massenorganisationen in Querfrontstrategien eingebunden und sie so salonfähig gemacht. Durch seine Ränkespiele und Geheimabsprachen (auch mit Adolf Hitler) hat er maßgeblich dazu beigetragen, die Stabilität der Weimarer Republik zu unterminieren. Gleichzeitig hat er die Aufrüstung Deutschlands vorangetrieben. Die These, dass von Schleicher einer der zentralen Steigbügelhalter des deutschen Faschismus war, ist heute weit verbreitet. Ihm gebührt sicherlich nicht die Ehre eines Ehrengrabes in einer Stadt, die in letzter Konsequenz auch aufgrund seines Handelns fast vollständig zerstört wurde und unzählige Opfer durch NS-Terror, Holocaust und den Zweiten Weltkrieg zu beklagen hat.“

Von Schleicher hat sich garantiert nicht „um das Wohle des Landes Berlins verdient gemacht“, wie es die Regeln eines Ehrengrabes festlegen! Deswegen wäre es folgerichtig, den Status des Ehrengrabes aufzuheben oder auslaufen zu lassen.

Wenig überraschend sahen das die AfD und die in Teilen nach rechts offene CDU Steglitz-Zehlendorf anders. Durch die Enthaltung der FDP, fehlende Verordnete bei den Grünen und einer Enthaltung aus der Grünen-Fraktion (!?), reichten die JA-Stimmen am Ende knapp nicht aus. CDU und AfD johlten vor Freude und andere Ehrengrabsträger*innen wie zum Beispiel Herbert Baum, Leo Borchard, Annedore Leber, Anton Saefkow und Otto Weidt, die sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus verdient gemacht haben, werden weiterhin in einer Reihe genannt mit Steigbügelhaltern wie Kurt von Schleicher.