Eine Kieztour des baulichen Grauens mit Niklas Schenker

Unser Abgeordneter des Berliner Abgeordnetenhauses, Niklas Schenker, der unter anderem für den Bereich „Bauen“ zuständig ist, hat die Sommerpause genutzt, um die Berliner Bezirke im Rahmen einer Kieztour zu besuchen.

In Steglitz-Zehlendorf haben wir als BVV-Fraktion zum Thema „Bauen“ natürlich einiges, wenn gleich weniger Erfreuliches zu berichten. Unsere drei Verordneten starteten also eine Kieztour des baulichen Grauens zusammen mit Niklas Schenker. An verschiedenen Stationen der Tour stießen zu unserer Gruppe auch Initiativen dazu (u.a. das Aktionsbündnis Lichterfelde Süd, das Kiezteam SZ von DW und Co. enteignen oder die Mieter*innen Süd West), um weiteren fachlichen Input zu liefern und die Problematiken vor Ort zu skizzieren.

Begonnen hat die Tour in Lichterfelde Süd, wo mehr als 2500 Wohneinheiten entstehen werden. Wir als Linke bemängeln vor allem, dass hier am Bedarf vorbei gebaut wird: nur 539 Wohnungen werden
preisgebunden sein, den Großteil der anderen Miet- und Eigentumswohnungen können sich „Normal-Verdienende“ nicht leisten und die 420 Einfamilienhäuser schon mal gar nicht! Zudem werden die meisten der Sozialwohnungen ausgerechnet in lärmbelasteten Gebieten stehen: ein
Schelm, wer daran denkt, dass die Wohnungen als Schallschutz für die Einfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen dienen sollen.... Gerade der Bau von Einfamilienhäusern ist aus der Zeit gefallen: das Hamburger Baurecht untersagt das mittlerweile und auch in Berlin wird über eine
solche Regelung nachgedacht. Die damit einhergehende Versiegelung ist angesichts der massiven Eingriffe in die Natur durch nichts zu rechtfertigen – außer natürlich durch den Profit, den der Investor erzielt! Was weiterhin fehlt ist ein gutes Konzept bezüglich der Verkehrssituation, die jetzt schon massive Belastungen für die Anwohnenden Osdorfer Straße und den Ostpreußendamm/Wismarerstraße bedeuten. Der Verkehrskollaps ist abzusehen!
Die Liste der Probleme, die mit der Bebauung einhergehen, ist lang. Wir finden: alles in allem sind diese (Nicht-)Planungen ein Skandal! Der Bebauungsplan liegt nun seit dem 8.8. öffentlich aus bzw. ist im Internet zu finden. Bis zum 16.9. können Einwendungen und Kritik eingereicht werden. Je mehr, umso besser! Deshalb hier der Link zum Bebauungsplan sowie den Einwendungen.

Anschließend ging es mit dem Bus in den Gardeschützenweg 2-3. Hier ist ein Verfall seit dem Jahr 1997 zu beobachten. Der Hauseigentümer, der in Berlin weitere Häuser besitzt, ist dem Bezirk wohl bekannt. Er ignoriert sämtliche Aufforderungen zur Sanierung oder Instandhaltung des Hauses. Die Konsequenz ist ein vollkommen verfallenes Gebäude, welches nun abgezäunt ist und auf Kosten des Bezirks abgesichert worden ist. Der Leerstand oder schlicht der Verfall scheint sich zu lohnen, genau in solchen Fällen wäre eine Enteignung sinnvoll, wenn der Besitzer das Objekt in bester Lage seit Jahrzehnten verkommen lässt. Hier könnten Wohnungen für mehrere Familien entstehen und im Erdgeschoss die Gewerberäume neu belebt werden.

Nach den Eindrücken vom „Geisterhaus“ zog die Gruppe nun zum Steglitzer-Kreisel weiter. Dieser „Stahlkoloss“ hat nicht nur wegen seiner enormen Größe und Sichtbarkeit bezirksübergreifende Berühmtheit erlangt. Seit nunmehr knapp 60 Jahren steht der Stahlbau nicht nur im Zentrum von Steglitz, sondern hauptsächlich von Spekulationen und windigen Immobilienfirmen.

Derzeit hat die bankrotte Adler Group die Rechte an dem Kreisel. 2021, so das vollmundige Versprechen, können die ersten Mieter*innen einziehen. Die Realität ist derweil eine andere: Baustopp, Änderungen von bereits abgeschlossenen Kaufverträgen und im Sockel wohnen derzeit noch circa 30 Mieter*innen. Wie lange die Mieter*innen dort noch wohnen können, ist derweil ungewiss. Die Geschichte des Kreisels ist lang und konfus, einen guten Überblick bietet jedoch die ARD-Dokumentation „Immobilienpoker“.

Zum Abschluss gab es dann immerhin etwas Erfreuliches: Mit Kaffee und weiteren Gesprächen mit Vertreter*innen von Initiativen wurde die Kieztour des baulichen Grauens abgeschlossen. Wir konnten Niklas Schenker die größten „Baustellen“ des Bezirks und deren Problemgeschichten aufzeigen und hatten mit den eingeladenen Initiativen einen fruchtbaren und konstruktiven Austausch! Wir als BVV-Fraktion werden weiterhin als Opposition in SZ aktiv bleiben und die Missstände und offensichtlichen Fehlplanungen in der Wohnungspolitik im Bezirk anprangern.

Übrigens: Niklas nimmt einige Anregungen und Fragen mit! Es lohnt immer, sich Vorort ein Bild zu verschaffen und mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen! Nur so bleibt Politik glaubhaft und den Menschen verpflichtet.